Eine Frage des Systems und der Einstellung

Seit Freitagabend ist es amtlich: Hannover 96 steckt voll im Abstiegskampf. Nach einer erschreckend uninspirierten und mutlosen Leistung müssen sich das Team und vor allen Dingen der Trainer einige berechtige Vorwürfe gefallen lassen. Das Spiel gegen den VfL Bochum war im Vorfeld von Klubchef Martin Kind zu einem Kampfspiel erklärt worden, indem es gelte, zu „kratzen, beißen und zu spucken“. Doch davon war am Freitagabend mit einigen wenigen Ausnahmen nichts zu sehen.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Liegt es am System? Liegt es an der Einstellung der Spieler? Welche Rolle haben die sogenannten Führungsspieler und die vor der Saison hoch gelobten Neueinkäufe? 96-Trainer Dieter Hecking hatte vor einiger Zeit erklärt, die Mannschaft sei noch nicht reif für ein 4-4-2. Allerdings hat sich am Freitag auch gezeigt, dass auch das derzeitige 4-5-1 nicht auf die Mannschaft zugeschnitten scheint. Stürmer Mikael Forssell hängt als Alleinunterhalter im Sturm in der Luft. Keine brauchbaren Flanken, keine überraschenden Pässe in die Spitze. Forssell reibt sich in der taktischen Ausrichtung defensiv auf, bei Kontern und schnellen Angriffen fehlt er somit in der Offensive. Derzeit kann man die Uhr danach stellen, wann er ausgewechselt wird. Der Wechsel vom Finnen auf Mike Hanke ist derzeit mit Regelmäßigkeit nach einer Stunde Spieldauer angesagt. Doch damit beginnt das nächste Problem: Mike Hanke ist kein Einwechselspieler. Zudem ist er ein Strafraumstürmer, der genau wie Forsell auf Pässe aus dem Mittelfeld und Flanken von den Außenpositionen angewiesen ist. Doch Forssell kann ebenso gut über die Außen kommen, Hanke wäre damit in der Mitte bereit, diese Vorlagen anzunehmen und zu verwerten. Doch Hecking verbaut dieser Variante mit seinem sturen Festhalten am 4-5-1 jeglichen Nährboden.

Auch muss man sich fragen, welchen Anteil so genannte Führungsspieler am derzeitigen Misserfolg der Truppe haben. Steven Cherundolo spielt seit mindestens einer Saison unter seiner Form, strahlt auf seiner rechten Abwehrseite keine Souveränität aus, die Abwehr ist alles andere als sattelfest, was auch an der derzeiten Verletztenmisere liegt. Dennoch: Wenn gelernte Mittelfeldspieler wie Hanno Balitsch oder „Schulle“ Schulz den gelernten Verteidigern den Rang in einer frappierenden Art und Weise den Rang ablaufen, bestens zu sehen beim 3:0 gegen den Hamburger SV, dann liegt es mit Sicherheit auch an der Einstellung der Spieler zu ihrem Tagwerk, ähnliches gilt zudem für Jan Schlaudraff und mit Abstrichen Szabolcs Huszti. Auch spricht es für sich, wenn am vergangenen Freitag ein 18-Jähriger namens Konstantin Rausch bester Spieler auf dem Platz war. Dieses damit zu erklären, dass die „Roten“ zudem ein offensichtliches Motivationsproblem haben, wenn es gegen so genannte schwache Gegner geht, (0:0 gegen Cottbus, 1:2 gegen Köln, 1:1 gegen Bochum) kann als ausschlaggebender Grund nicht angeführt werden, das Problem liegt tiefer: Den Spielern fehlt schlichtweg die Lust, den Kampf gegen den Abwärtstrend und den, wenn die Leistung weiterhin so schlecht bleibt, sicheren Abstieg, anzunehmen.

Wenn die Leistung der „Roten“ weiterhin so erschreckend harmlos und uninspiriert bleibt, dann drohen in der nächsten Saison Ahlen, Wehen-Wiesbaden oder Osnabrück.

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