Hannover 96 - FC Bayern München Vorbericht

"Endlich wieder Sonntag - es geht los" - was in einem Lied vor Spielbeginn immer zum Besten gegeben wird, erfährt an diesem Sonntag kurz vor 17:30 Uhr eine etwas andere Bedeutung: Klar, zum einen dient es auch heute im Saisonhighlight gegen die Bayern zur Einstimmung, zum anderen bedeutet es aber auch einen weiteren Anlauf, nach dem Tod von Publikumsliebling Robert Enke, wieder ein Stück mehr Fußballeralltag in der Landeshauptstadt einziehen zu lassen.

Spiele gegen die Bayern waren immer Saisonhöhepunkte, zu gerne erinneren sich hannoversche Fans noch an das erste Spiel gegen die Münchener nach Wiederaufstieg - 3:3 hieß es damals. Dann der 1:0 Auswärtssieg in der Saison 2006/07 als ein gewisser Ungar namens Huszti den Ball in den Maschen versenkte. Doch all diese Ergebnisse sind nach den Ereignissen rund um das ehemalige Niedersachsenstadion immer noch als eine Art Randerscheinung zu betrachten. Zu groß ist immer noch die Fassungslosigkeit, die Trauer über den Verlust von Publikumsliebling Robert Enke, und dieser Schmerz wird auch über dem ersten Heimspiel nach dessen Freitod am 10.11.2009 immer noch zu greifen sein. Der Ort der kollektiven Trauer, den das Gelände rund um die Awd-Arena darstellt, er wird noch lange als solcher Ort verstanden werden.

Die Mannschaft hat mit dem Spiel gegen Schalke, das vor Wochenfrist mit 0:2 verloren wurde, trotz der Niederlage wieder Fuß gefasst. Einsatz und Laufbereitschaft waren da, es war förmlich zu spüren, dass das Team auch ein Stück weit für Robert gespielt hatte. Lange Zeit war unsere Mannschaft mit den Knappen auf Augenhöhe gewesen, ja sogar überlegen. Die Bayern kommen mit einem immer noch hohen Druck an die Leine. Zwar hat man das Spiel in der Championsleague gegen Maccabi Haifa mit 1:0 gewonnen, doch war auch in diesem Spiel noch längst nicht alles Gold, was glänzt (jaja, 3 Euro ich weiß). Der Rummel um Luca Toni, der am besten vorgstern nach Italien zurück möchte, die Ausfälle von Franck Ribery und Arjen Robben, um nur einige Fakten anzuführen lassen erahnen, dass 96 eine realistische Chance hat, drei Punkte aus diesem Spiel mitzunehmen.

Coach Andreas Bergmann kann heute wieder auf Jan Rosenthal, und aller Voraussicht nach auch wieder Steve Cherundolo zurückgreifen, die ihre Verletzungen und Blessuren auskuriert haben. Obs für die Startelf reichen wird, bleibt abzuwarten.

Die wahrscheinliche Aufstellung: Fromlowitz - Rausch, C. Schulz, Haggui, Pinto (Cherundolo) - Balitsch - Djakpa, Bruggink, Rosenthal - Ya Konan, Stajner

Zum Tode Robert Enkes - Der Versuch eines Nachrufs




Es ist schwer Gefühle auszudrücken. Meine Freundin fordert mich immer wieder dazu heraus, mich zu offenbaren, mich mitzuteilen. Am Sonntag war es der Fall. Es war der Moment als der Sarg von Robert Enke von seinen Mannschaftskollegen aus der Awd-Arena getragen wurde. Es war der Moment als mir klar wurde, Robert Enke wird nie mehr zwischen den Pfosten des Tores von Hannover 96 stehen. Ich musste eine Viertelstunde weinen. Und es tat mir gut, so paradox das klingen mag. Gefühle zeigen, das ist besonders im hoch professionalisierten Leistungssport Fußball verpöhnt. Da fordern persönliche Tragödien wie der Tod des Nationaltorwarts Robert Enke zum Nachdenken und Innehalten auf. Traurig, fassunglos, wütend, mitschuldig - das sind wohl die ehesten Einfälle, die einem zum Tod von Robert Enke einfallen.

Es wird nie mehr so sein, dass Robert Enke unmittelbar vor dem Spiel, nachdem er seine Flasche in die Ecke des Tores vor der Nordkurve geworfen hat, noch einmal am Pfosten vorbei vor die Fans tritt und sie einpeitscht während des Spiels alles zu geben. Hannover 96 ist um eine große Persönlichkeit ärmer geworden. Besonders nach dem Tod seiner kleinen Tochter Lara im Jahr 2006 ist die Symphatie und das Mitgefühl gegenüber Robert Enke und seiner Frau Teresa in der niedersächsischen Landeshauptstadt angestiegen. Scheinbar mühelos schienen der Keeper und seine Frau diesen Schicksalsschlag verkraftet zu haben - doch es war, wie sich im Nachhinein nun auf dramatische Weise gezeigt hat, nur die äußere Hülle.

Robert Enke litt an Depressionen, die in ihrem Ausmaß wohl nur ihm und Teresa als auch seinem Therapeuten und einigen engen Freunden und Familienmitgliedern bekannt gewesen schienen. Enke wollte damit nicht in die Öffentlichkeit. Zu groß schien die Angst, als Weichei und Versager abgestempelt zu werden. Die Diskussion im Anschluss an den Freitod von Robert Enke scheint für mich scheinheilig zu sein. Mehr professionelle Unterstützung durch Psychologen im Trainerstab der Mannschaften, die Forderungen "offensiv" mit dem Thema Depressionen umzugehen. Die Frage sei gestattet: Würde es etwas ändern, wenn Psychologen zwar die Spieler auf Nachfrage betreuen, aber doch so schlimme Taten wie den Tod von Robert Enke doch nicht verhindern können.

Theo Zwanziger hat dies in seiner Rede am vergangenen Sonntag auf unmissverständliche Art und Weise deutlich gemacht: "Das Leben wird wieder seinen Anfang nehmen. Aber vor (...) meinen Augen stehen auch zwei Sätze, gesprochen von Bischöfen der evangelischen Kirche. Der eine von Bischöfin Käßmann: ,Fußball ist nicht alles.‘ Fußball (...) darf nicht alles sein. Das Leben, das uns geschenkt ist, ist vielfältig. Es ist interessant. Es ist lebenswürdig. Fußball darf nicht alles sein, liebe Eltern, wenn ihr daran denkt, ob eure Kinder einmal Nationalspieler werden könnten. Denkt nicht nur an den Schein, an das (...), was über die Medien verbreitet. Denkt auch an das, was im Menschen ist, an Zweifel und an Schwächen. Fußball ist nicht alles.
Aber (...) es gibt auch den anderen Satz. Vor dreieinhalb Jahren begann die Weltmeisterschaft mit einem Gottesdienst in München. Damals, die Sonne begann genauso wie hier den Nebel und den Regen zu verdrängen, sprach Bischof Wolfgang Huber: ,Fußball ist ein starkes Stück Leben.‘ Ja, Fußball kann ein starkes Stück Leben sein, wenn wir nicht nur wie Besessene hinter Höchstleistungen herjagen. (...) Maß, Balance, Werte wie Fairplay und Respekt sind gefragt. In allen Bereichen des Systems Fußball. Bei den Funktionären, bei dem DFB, bei den Verbänden, den Klubs, bei mir, aber auch bei euch, liebe Fans. Ihr könnt unglaublich viel dazu tun, wenn ihr bereit seid, (...) euch zu zeigen, wenn Unrecht geschieht. Wenn ihr bereit seid, dass Kartell der Tabuisierer und Verschweiger einer Gesellschaft (...) zu brechen.
Ein Stück mehr Menschlichkeit, ein Stück mehr Zivilcourage, ein Stück mehr Bekenntnis zur Würde des Menschen, des Nächsten, des anderen. Das wird Robert Enke gerecht.“

Im Grunde genommen ist diesen Ausführungen nichts hinzuzufügen. Doch sei an dieser Stelle nochmal auf die Ausdrücke der Trauer in Hannover hingewiesen. Es ist richtig, dass man sich verabschieden muss von einer großen Persönlichkeit, die Hannover so viel und die Stadt auch ihm gegeben hat. Im Gespräch mit einigen Fans die auch in den beiden großen Zeitungen der Landeshauptstadt abgedruckt wurden, kamen mir allerdings auch einige nachdenkliche Eindrücke: Trauern kann und darf nicht zu einem "Massenevent" werden. Ein Arbeitskollege meines Vaters beantwortete die Frage, ob er am Sonntag ins Stadion gehen würde mit der Antwort: "Klar, ich will ja dabei sein." Er war mit dieser Antwort nicht alleine. Diese Aussage hat mich verletzt, denn es wird der Familie von Robert ihren Gefühlen und ihrem Schmerz nicht gerecht.

Es bleibt die Frage, wie es in Hannover nach dem Freitod von Robert Enke weitergehen kann und irgendwie auch muss. Die Mannschaft hat den richtigen Weg gezeigt. Sie möchte am kommenden Sonnabend das Bundesligaspiel gegen Schalke 04 bestreiten. Es geht darum, wieder ein Stück weit zur Normalität zurück zu kehren, sofern dies überhaupt möglich scheint.

Robert hätte es vielleicht so gewollt.

Fotos: Matthias Mahlke

Robert Enke ist tot!




Hannover 96 erlebt an diesem Dienstag Abend den traurigsten Tag in seiner Vereinsgeschichte:
Nationaltorwart und Publikumsliebling Robert Enke ist im Alter von nur 32 Jahren gestorben. Erste polizeiliche Ermittlungen gehen von einem Suizid aus, wie es in einer Pressemitteilung der Polizeidirektion Hannover heißt.

DFL lehnt 50 + 1 - Antrag von Martin Kind ab

Was nicht anders zu erwarten war, ist nun beschlossene Sache. Der von 96 - KLubchef martin Kind eingebrachte Antrag zur Außerkraftsetzung der 50 + 1 Regel ist von der Mitgliederversammlung der DFL, an der ae 36 Profikubs teinehmen, abgelehnt worden. Kind wote mit der Aufhebung dieser Rege erreichen, dass auch Investoren in einen Verein einsteigen können und dass es nicht mehr verpflichtend ist, dass der Stammverein 50 + 1 Prozent des Gesamtanteis halten muss. doch scheint die Schlacht um diese Regekung noch nicht austgestanden zu sein, wie die Pressemittelung des Vereins suggeriert:

Hannover (ots) - Nach der deutlichen Ablehnung seines Antrages zur
Änderung der so genannten 50+1 Regelung durch die
Mitgliederversammlung des Ligaverbandes der Deutschen Fußball Liga
(DFL) prüft Hannover 96-Präsident Martin Kind jetzt weitere Schritte.
Die 50+1 Regelung, die es so nur in Deutschland gibt, schreibt fest,
dass Investoren maximal 49 % der Anteile an einem
Fußballbundesliga-Verein übernehmen dürfen.

"Ich bin weiterhin der Meinung, dass eine Veränderung der 50+1
Regel notwendig ist, um den Fußballbundesligisten mehr
Wettbewerbsmöglichkeiten zu eröffnen", so Martin Kind. "Dafür hätte
ich mir eine Lösung gewünscht, die von allen Ligaverbands-Kollegen
gemeinsam entwickelt und getragen würde. Ein entsprechendes
Konsensmodell ist in weiten Teilen bereits erarbeitet. Leider ist
aber auch ein Antrag vom FSV Frankfurt, der ein Konsensmodell zum
Ziel hatte, abgelehnt worden. Ein ergänzender Antrag des Hamburger
Sportvereins fand ebenfalls keine Mehrheit."

Schon heute gibt es Ausnahmen der 50+1 Regel beim VfL Wolfsburg
und Bayer Leverkusen.


Wie steht ihr zur 50+1-Regelung?

1. FC Köln - Hannover 96 Spielbericht


Foto: "Karibik" von "Denkraumverzerrung" lizenziert unter einer Creative-Commons-Lizenz


Als "taktische Meisterleistung" bezeichnete der Berichterstatter von Hannover 96 den wichtigen wie niemals gefährdeten Sieg der "Roten" in der Rheinmetropole. Nun ja, dazu bedurfte es nicht viel gegen erschreckend harmlose Kölner. Das 1:0 des überragenden Jan Rosenthals reichte aus, um Poldi & Co. nieder zu strecken. Ok ok, an dieser Stelle muss ich gestehen, dass ich das Spiel nur via NDR2-Bundesligsashow gesehen habe. Aber es reichte. Ich hab mich gefreut wie Bolle. Schließlich kommen nun die "harten Wochen" gegen die großen Gegner HSV, Schalke, die Bayern und Leverkusen. Das Spiel gegen Köln war da eine Standortbestimmung und zugleich ein wichtiger Sieg um für die "harten Wochen" gerüstet zu sein.

Interessant ist dabei die Einordnung des Sieges. So sprach Coach Bergmann hinterher von einem "rundum verdienten Sieg für uns. Jetzt gehen wir mit einem gesunden Selbstvertrauen in die Partie gegen den HSV." Gesundes Selbstvertrauen das klingt gut. Nichts ist zu hören weder von Mannschaft, dass es nach zwei Siegen in Folge wieder steil nach oben gehen würde. Stattdessen spricht man mit wohlklingendem Respekt und endlich auch mal in vertraulich anmutenden Worten von den schweren Aufgaben, die es in nächster Zeit anzupacken gilt. Das lässt sich auch an den Aussagen von Robert Enke nach Spielschluss erkennen: "Die Mannschaft hat mir heute gut geholfen - großes Kompliment! Ich hatte schon zu Anfang der Partie ein gutes Gefühl. Mit meiner Leistung bin ich schon zufrieden, aber das Wichtigste ist, dass wir heute gewonnen haben. Jetzt freue ich mich auf das Nordderby und hoffe, dass wir eine Serie starten." Es klingt nach einem Kollektiv, das füreinander da ist. Dies geschaffen zu haben ist in erster Linie ein Verdienst von Andreas Bergmann, das ihm nicht hoch genug angerechnet werden kann.

Für die kommenden Topspiele gilt es nun, an diese Leistung aus dem Spiel gegen Köln anzuknüpfen und vielleicht auch nach den Wochen im gesicherten Mittelfeld der Bundesliga zu stehen. Das Potenzial hat die Mannschaft dazu allemal.