Inauguration Day – Oder der Beweis, dass Politik auch Spaß machen kann

Nun ist er also im Amt, der 44. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika: Barack Hussein Obama. Dabei ging nicht alles so glatt zu, wie man es sich hätte wünschen können: Der Amtseid ging ein wenig nach hinten los. Aber sonst herrschte Friede, Freude, na gue Eierkuchen nicht, aber doch ein wenig feucht-fröhliche Stimmung, wie auch mein Kommilitone Jonathan Voges zu berichten weiß.

„Be aware, they’ll shoot him!“ – noch am Morgen dieses 20.01.09 hörte man immer wieder diese und ähnlich betrüblich lautende Prognosen. Die Wahrnehmung Obamas als neuer, schwarzer Kennedy scheint weit verbreitet zu sein im liberalen Amerika (ja, das gibt’s und es ist auch gar nicht so klein) und beschwört das kollektive Trauma vom Attentat in Dallas herauf. Glücklicherweise kam es ja dann dazu nicht ein zweites Mal. Obama hielt seine – wieder einmal sowohl inhaltlich als auch rhetorisch durchaus gelungene – Rede und erlebte anschließend die modern ausgestattete Apotheose mittels eines Hubschraubers. Nette kleine Unartigkeiten gegenüber der Regierung Bush verleiteten die offensichtlich humorvoll veranlagten Regisseure von CNN jeweils zu einer Totale auf den durchaus geknickt wirkenden Ex-Präsidenten.Abends dann die große Inauguration-Party in der stadtbekannten Veranstaltungshalle. Zehn Dollar Eintritt plus einer Essensspende (der Hygiene wegen nur eingedoste Donationen!), beides zugunsten der Obdachlosen der Stadt. Man sieht, ein Zeichen dafür, wie man auch nach Beendigung des Wahlkampfs und gewonnener Wahl moralisch verantwortungsvoll zu handeln bereit ist. Die Stimmung im Saal ist gut, die Musik beschissen (alternde Möchtegern-Jazz-Ladies in viel zu kurzen Röcken zersingen auch noch die besten Songs), das Bier ist umsonst – und schon ist der Deutsche mit allem versöhnt.

Nun gut, dieses Getränk ist alles, nur sicher nicht nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut. Das streng limitierte (sprich: nur an diesem Tag ausgeschenkte) „Inauguration Ale“ der örtlichen Brauerei „Schlafly“ schmeckt wie eine Mischung aus Kräutertee und Kaffee mit Kohlensäure, aber es ist ja free und Freibier und Student ist immer eine gefährliche Mischung. Nach dem zweiten Glas dieses Gebräus steigt jedenfalls deutlich die Qualität meiner englischen Aussprache (jedenfalls habe ich das Gefühl) – lauter wird sie in jedem Fall. Die Inauguration-Speech wird nochmals gezeigt und stellenweise mit frenetischem Jubel bedacht. Nebenbei reißen sich die Amerikaner geradezu darum, dem Deutschen zu versichern, dass man mit Obama wieder in den Kreis der „civilized countries“ aufgenommen werde könne – dass das einmal Amerikaner zu Deutschen sagen würden, wirkt wie eine Verkehrung sämtlicher historischer Bezüge, aber an derartige Spitzfindigkeiten denkt man ja nicht, nach dem ich-weiß-nicht-wievielten Schlafly Inauguration Ale.

Jedenfalls waren alle sehr happy, als Erinnerung gab es noch ein Foto mit einem Papp-Obama im Arm (der echte sollte dafür dann wohl doch nicht zur Verfügung stehen). Antiproportional zum Erschweren der Zunge nimmt die Qualität meiner englischen Aussprache wieder merklich ab (dieses verrückte, widerliche Teufelszeug, aber es ist ja umsonst, und da heißt es, nichts verkommen lassen...). Zu sagen ist aber sowieso nicht mehr viel, sondern nur noch zu feiern, dass Bush weg und Obama da ist.

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